Einstieg in die Bodenarbeit mit dem Pferd
Vertrauen, Kommunikation und erste Übungen
Was ist Bodenarbeit eigentlich?
Stell dir vor, du begegnest deinem Pferd nicht vom Sattel aus, als Reiter:in, sondern vom Boden aus auf Augenhöhe. Kein Sattel, keine Trense, kein überflüssiges Equipment – nur du, dein Pferd und ein gemeinsames Gespräch ohne Worte. Bodenarbeit mit dem Pferd ist genau das: eine Form der Kommunikation vom Boden aus, die auf Vertrauen, Respekt und gegenseitigem Verständnis basiert.
Doch was ist Bodenarbeit beim Pferd genau? Bodenarbeit bezeichnet alle Übungen, die du mit deinem Pferd vom Boden aus machst, ohne dabei auf dem Pferd zu sitzen. Dabei geht es nicht nur um Erziehung oder Training – es geht vor allem um Beziehung. Du lernst, die Körpersprache deines Pferdes zu lesen und selbst bewusst mit deinem Körper zu kommunizieren. Das Ziel? Ein harmonisches Miteinander, das weit über das Reiten hinausgeht.
Warum Bodenarbeit? Die Vorteile für dich und dein Pferd
Vielleicht fragst du dich: „Warum sollte ich mit meinem Pferd vom Boden aus arbeiten, wenn ich doch reiten will?“ Die Antwort ist einfach: Vertrauen entsteht nicht im Sattel, sondern am Boden – da, wo eure Beziehung beginnt.
Die wichtigsten Vorteile im Überblick:
- Vertrauensaufbau & Sicherheit: Du wirst für dein Pferd berechenbar und klar – das gibt Sicherheit und schafft die Basis für eine echte Partnerschaft.
- Feinere Kommunikation: Pferde kommunizieren nonverbal. In der Bodenarbeit lernst du, ihre Sprache zu verstehen – und deine eigene bewusst einzusetzen.
- Respektvoller Umgang: Du achtest das Wesen deines Pferdes und seine Grenzen, genauso wie es lernen darf, deinen persönlichen Raum zu respektieren. So entsteht ein faires Miteinander.
- Körpergefühl & Achtsamkeit: Du wirst dir deiner Körpersprache bewusster – und erkennst, wie kleine Signale Großes bewirken können.
- Muskelaufbau beim Pferd: Viele Übungen fördern die Beweglichkeit deines Pferdes und helfen ihm, seinen Körper gesund zu nutzen – ganz ohne Reitergewicht.
- Motivation & Abwechslung: Gerade für Jungpferde oder Pferde mit wenig Motivation ist Bodenarbeit ein spielerischer Zugang, der neue Energie bringt.
Ob du ein junges Pferd starten möchtest, einem ängstlichen Pferd mehr Selbstvertrauen geben willst, ein sehr selbstbewusstes Pferd zur Mitarbeit motivieren oder dein Pferd vom Boden aus fit halten möchtest – Bodenarbeit mit dem Pferd bietet dir die ideale Grundlage dafür und vertieft gleichzeitig die Beziehung zu deinem Pferd.
Erste Übungen für Einsteiger:innen und Jungpferde
Der Einstieg muss nicht kompliziert sein. Im Gegenteil: Mit einfachen Übungen legst du genau hier das Fundament für Vertrauen, Klarheit und Verbindung – die Basis für alles, was du mit deinem Pferd später noch erreichen möchtest. Gerade für Einsteiger:innen und junge Pferde sind diese ersten Schritte gut umsetzbar – wenn du dir Zeit nimmst und den Fokus auf Beziehung statt Perfektion legst.
1. Entspannung als Startpunkt
Bevor du mit den Übungen beginnst, ist es wichtig, dass ihr beide erst einmal ankommt und zur Ruhe findet. Denn echte Verbindung entsteht nur, wenn sowohl du als auch dein Pferd in einer mentalen Balance seid. Ein entspannter Geist kann zuhören, mitdenken und vertrauen. Schon gemeinsam am Halfter stehen, bewusst atmen oder kleine Entspannungsübungen sind erste wichtige Schritte – für euch beide.
2. Partnerschaftliches Führen
Beim Führen geht es nicht darum, vorauszugehen – sondern euch im Gleichklang zu bewegen. Deine Position liegt auf Höhe von Kopf und Schulter deines Pferdes, das Seil bleibt locker durchhängend.
Ihr passt euer Tempo an, haltet gemeinsam an, biegt ab – ohne Ziehen oder Druck, allein durch Körpersprache, Atem und Präsenz.
Diese Übung fördert nicht nur Vertrauen und feine Kommunikation im Alltag, sondern legt auch den Grundstein für echte Synchronisation – und bereitet euch ganz natürlich auf die Freiarbeit vor, bei der die Verbindung ohne Seil bestehen bleibt.
3. Feine Hilfen erklären
In dieser Übung lernt dein Pferd, deine Hilfen über sanften, stetigen Körperkontakt zu verstehen. Du bittest es, rückwärts zu weichen oder die Schulter bzw. Hinterhand zu verschieben – alles auf feine Berührung hin. Reagiert dein Pferd, nimmst du die Hilfe sofort zurück und bestätigst es ruhig.
So entsteht Vertrauen in deine Signale, weil sie klar, nachvollziehbar und respektvoll sind – und nicht durch Druck entstehen.
Gleichzeitig fördert ihr das Körperbewusstsein, die Koordination und den gegenseitigen Respekt – wichtige Grundlagen für die weitere Arbeit.
Und mehr noch: Diese Übung ist eine direkte Vorbereitung auf die Hilfen beim Reiten oder der gymnastizierenden Handarbeit. Dein Pferd lernt, Schenkel-, Zügel- und Gertenhilfen bereits vom Boden aus zu verstehen – lange bevor du im Sattel sitzt. Besonders für junge Pferde ist das ein sanfter und logischer Einstieg, um deine Hilfen frühzeitig kennenzulernen – klar, fein und fair.
4. Raum schaffen, Raum respektieren
Nachdem dein Pferd deine Hilfen auf Berührung verstanden hat, lernt es nun, auch auf Abstand fein mit dir zu kommunizieren. Du bittest es, aus deinem Raum zu treten – rückwärts von dir wegzugehen oder Schulter und Hinterhand auf Entfernung zu bewegen. Das geschieht über deine Körpersprache, klare Energie und ggf. eine ruhige, punktgenaue Hilfe mit Stick. Dabei geht es nicht um Dominanz, sondern um gegenseitiges Raumverständnis: Du machst deinen Raum sichtbar und gibst deinem Pferd gleichzeitig Orientierung und Sicherheit.
Diese Art des Arbeitens auf Distanz stärkt das Vertrauen, die Eigenverantwortung deines Pferdes – und ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Longieren, zur Freiarbeit oder zum feinen Reiten.
Diese Bodenarbeitsübungen für Anfänger:innen sind nicht nur Vertrauensübungen mit dem Pferd, sondern fördern gleichzeitig deine feine Kommunikation, gegenseitigen Respekt und mentale sowie körperliche Balance. Du wirst schnell merken: Je klarer eure Verständigung wird, desto leichter fallen euch neue Übungen – ganz ohne Druck, aber mit Verbindung. Gerade für Jungpferde ist das der ideale Einstieg, um dich, deine Hilfen und eure gemeinsame Sprache vom Boden aus kennenzulernen – in kleinen, verständlichen Schritten.
Wenn du dir dabei eine klare Schritt-für-Schritt-Anleitung wünschst, findest du in meinem Onlinekurs Bodenarbeits-ABC Videos, Praxistipps und alles, was du brauchst, um die Basis mit deinem Pferd achtsam und nachhaltig aufzubauen. Link.
Typische Anfängerfehler vermeiden
Gerade am Anfang kann es leicht passieren, dass du dich zu sehr auf Techniken konzentrierst – und dabei das Wichtigste aus dem Blick verlierst: dein Pferd und eure Verbindung.
Hier ein paar typische Stolperfallen – und wie du sie vermeiden kannst:
Zu viel auf einmal wollen: Du musst nicht alles auf einmal können. Zwei bis drei bewusst ausgeführte Übungen pro Einheit reichen völlig aus und bringen euch oft weiter als ein vollgepacktes Trainingsprogramm. Setze dir ein realistisches Ziel, brich es in kleine Schritte herunter und behalte eure Fortschritte im Blick. Mein 12-Monatsplaner hilft dir dabei, deinen Weg zu strukturieren.
Unklare Körpersprache: Dein Pferd reagiert auf feinste Signale – je bewusster du dich selbst wahrnimmst, desto klarer wird eure Kommunikation. Atem, Haltung und Energie sind dein wichtigstes Werkzeug. Körperübungen wie QiGong oder Tai Chi können dir helfen, diese gezielt zu steuern und zu verfeinern.
Keine Pausen einbauen: Lernen passiert nicht nur in der Wiederholung, sondern in erster Linie in der Pause. Gib deinem Pferd Raum, um Erlebtes zu verarbeiten – und nutze diese Zeit auch selbst, um kurz innezuhalten, nachzuspüren und die nächste Übung mental vorzubereiten.
An der falschen Stelle anfangen: Reiten, Longieren oder Stangenarbeit machen erst dann Sinn, wenn ihr eine stabile Basis am Boden habt. Je mehr Zeit du in euer Fundament investierst, desto leichter fallen dir später die fortgeschrittenen Übungen.
Verunsicherung durch äußere Meinungen: Aussagen wie „Der müsste mehr laufen“ oder „Wird der schon geritten?“ verunsichern viele – gerade mit einem Jungpferd. Bleib bei deinem Weg. Dein Pferd zeigt dir, wann es bereit ist. Hör auf dein Bauchgefühl – es kennt euch beide am besten.
Die Schuld beim Pferd suchen: Wenn etwas nicht klappt, denk nicht zuerst: „Mein Pferd will nicht.“ Frage dich stattdessen: War ich klar? Habe ich gut vorbereitet? Habe ich genug Ruhe reingebracht? Veränderung beginnt bei uns – nicht beim „Fehlverhalten“ des Pferdes.
Nicht Perfektion bringt euch weiter, sondern Präsenz, Geduld und eine klare Kommunikation. Wenn du lernst, genau hinzuschauen und die Bedürfnisse deines Pferdes zu lesen, wirst du schnell merken: Viele vermeintliche „Fehler“ sind in Wirklichkeit Chancen, noch genauer hinzufühlen.
Welches Zubehör brauchst du wirklich?
Für den Einstieg in die Bodenarbeit brauchst du kein teures Equipment – im Gegenteil: Weniger ist oft mehr. Mit ein paar durchdachten Basics bist du bestens ausgestattet:
- Ein gut sitzendes Multifunktions-Bodenarbeitshalfter oder Knotenhalfter von Brockamp in Profi Qualität.
- Ein Bodenarbeitsseil (mindestens 4,0 Meter) oder eine Biothane-Kurzlonge
- Ein leichter Bodenarbeitsstick mit feinem Horsemanship-Seilchen
→ Beides kannst du gerne direkt über mich beziehen – sprich mich einfach über mein Kontaktformular an.
Wichtiger als teure Ausrüstung ist ein pferdefreundliches Setting, in dem sich dein Pferd sicher fühlt und du klar kommunizieren kannst. Alles Weitere ergibt sich mit der Zeit – je nachdem, was zu euch passt.
Nicht das Material schafft Verbindung, sondern die Art, wie du es einsetzt.
Wenn du dich zusätzlich theoretisch vertiefen möchtest, kann ich dir das Buch „P“ von Alfonso Aguilar ans Herz legen. Es bietet wertvolle Impulse zu feiner Kommunikation, Bodenarbeit und pferdegerechtem Training. Ich empfehle es regelmäßig meinen Schüler:innen und Kursteilnehmer:innen.
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Fazit: Bodenarbeit ist Beziehungspflege
Bodenarbeit mit deinem Pferd ist kein festes Programm, sondern ein Dialog. Du darfst Fragen stellen, zuhören, ausprobieren. Auch dein Pferd darf Fragen stellen. Du wirst sehen: Mit jeder Einheit werdet ihr euch ein kleines Stück näher kommen.
Also, worauf wartest du noch? Probier die ersten Übungen aus, beobachte dein Pferd, reflektiere dein eigenes Verhalten – und vor allem: Hab Freude an diesem gemeinsamen Weg.
Du möchtest direkt loslegen und die Verbindung zu deinem Pferd vertiefen. Dann hol dir jetzt meinen kostenlosen Horse-Fusion-Guide. Darin findest du einfache Übungen, wertvolle Impulse zur Bodenarbeit und die ersten Schritte zu einer echten Partnerschaft – klar, pferdegerecht und achtsam.
Du möchtest dich lieber persönlich beraten lassen? Dann buche dein kostenloses Gespräch – ich nehme mir gerne Zeit für dich und dein Pferd.