Pferdehaltung im Vergleich: Boxenhaltung vs. Offenstall vs. Paddock Trail

Wie du die richtige Pferdehaltung findest – mit Checkliste und Übersicht.

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Warum Pferdehaltung mein Herzensthema ist

Bei der Pferdeausbildung wird oft eine Sache übersehen: die Pferdehaltung. Stattdessen geht es meist um Ausrüstung, Reitlehrerwahl, Trainingspläne oder Muskelaufbau. Wenn es Probleme gibt, wird das Pferd als Problempferd abgestempelt und es wird versucht das Pferdeverhalten zu verändern. Aber dass viele dieser Probleme aus einer ungeeigneten Haltung entstehen, wird selten hinterfragt.

Dabei ist die Haltung entscheidend für das körperliche und mentale Wohl des Pferdes und die Grundlage für alles, was wir mit ihm erreichen wollen. Nur wenn ein Pferd seinen natürlichen Bedürfnissen nachgehen kann, bleibt es gesund, mental wie körperlich.

Ich erinnere mich an viele Ställe, in die ich zum Unterricht gerufen wurde. Ich lief durch lange Stallgassen mit Pferden in Einzelhaltung, oft hinter Gittern und ohne Kontakt zum Nachbarn, ohne frische Luft, ohne Bewegung. Es hat mir das Herz zerrissen, diese freiheitsliebenden Tiere so eingesperrt zu sehen. Und ich soll dort helfen, die Beziehung zum Menschen zu verbessern?

In solchen Momenten wurde mir klar: Kein Training der Welt kann eine fehlende artgerechte Haltung ersetzen. Deshalb frage ich heute zuerst: „Wie wird das Pferd gehalten?“ Und entscheide dann, ob ein Training überhaupt sinnvoll ist oder ob nicht erst die Haltung nachgedacht werden muss.

Wer ein Pferd hält, trägt Verantwortung für ein Lebewesen mit echten Bedürfnissen. Es hat verdient, so gehalten zu werden, wie es seiner Natur entspricht. Pferdegerecht.

Pferdegerechte Haltung – worauf es wirklich ankommt

Wenn du überlegst, welche Haltungsform zu deinem Pferd passt, solltest du nicht von deinen eigenen Bedürfnissen ausgehen, sondern von denen deines Pferdes. Denn es kommt nicht darauf an, was für uns praktisch ist, sondern was dem Wesen des Pferdes entspricht.

Außerdem ist die Pferdehaltung in Deutschland klar geregelt. Es gibt Mindestanforderungen, die jede Pferdehalterin und jeder Pferdehalter kennen sollte. Wobei ich mir eine kritische Auseinandersetzung gerade bei der Einzelhaltung in Boxen wünsche würde. Was genau gilt, findest du übersichtlich erklärt auf der Seite der FN mit einem Link zu den Leitlinien zur Pferdehaltung 👉 Website der FN inkl. der Leitlinien.

Wenn du nach einer geeigneten Haltung für dein Pferd suchst, frage dich immer:
„Welche Haltung würde mein Pferd wählen, wenn es selbst entscheiden könnte?“

Um diese Frage beantworten zu können, musst du das Wesen deines Pferdes wirklich kennen und verstehen, was es tatsächlich braucht. Daraus ergeben sich fünf Grundbedürfnisse, die eine pferdegerechte Haltung unbedingt erfüllen muss:

  • Sozialkontakt:
    Pferde sind Herdentiere und haben ein stark ausgeprägtes Sozialverhalten. Die Herde steht für ein Pferd an erster Stelle, denn sie bietet Sicherheit und Schutz. Eine pferdegerechte Haltung bietet den Pferden ein Umfeld, in dem sie alles gemeinsam unternehmen können.
  • Bewegung:
    Pferde sind Lauftiere und legen während der Futter- und Wassersuche Strecken von 15 bis 30 km pro Tag zurück. Pferde sollten in einer Umgebung leben, in der sie sich soviel bewegen können, wie ihnen gerade danach ist.
  • Futteraufnahme:
    Pferde sind Dauerfresser und in freier Wildbahn mindestens 16 Stunden mit Fressen beschäftigt. Da der Verdauungstrakt auf ständige Raufutteraufnahme ausgelegt ist, benötigen sie über den Tag verteilt Zugang zu strukturreichem Raufutter wie Heu oder Gras.
  • Ruheorte:
    Pferde sind Energiesparer und mindestens acht Stunden mit Ruhen beschäftigt. Zum Ausruhen bevorzugen sie trockene, weiche Stellen. Im Winter bevorzugt in der Sonne, im Sommer werden Bereiche im Schatten ausgewählt, in denen sie weniger von der Fliegen geplagt werden.
  • Frische Luft und Tageslicht:
    Der Pferdeorganismus ist darauf ausgerichtet, den ganzen Tag an der frischen Luft zu sein. Sonnenlicht trägt zu einem gesunden Stoffwechsel bei und frische Luft ist wichtig für die Pferdelunge. Pferde sind Klimawiderständler und durch ihr Fell vor jeder Wetterlage geschützt. Sie fühlen sich bei Temperaturen zwischen -15°C und + 25°C recht wohl.

Wenn ein Stall diese Grundbedürfnisse erfüllt, fühlt sich dein Pferd dort wohl. Du erkennst das daran, dass es ausgeglichen, zufrieden und interessiert ist und keine auffälligen Verhaltensweisen zeigt. Mehr zu typischen Verhaltensauffälligkeiten bei nicht artgerechter Haltung findest du weiter unten im Beitrag.

Wenn du tiefer eintauchen möchtest in die Grundbedürfnisse deines Pferdes, dann schau dir mein Online-Programm, den Pferde-Navigator, an. Du erfährst, was seine natürlichen Ansprüche sind, basierend auf seiner Herkunft und seinem Verhalten: Hier geht’s zum Pferde-Navigator!

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Pferdehaltung im Vergleich – was ist die beste Haltungsform für mein Pferd?

Zwischen Begriffen wie Boxenhaltung, Offenstall, Aktivstall und Paddock Trail kann man schnell den Überblick verlieren. Vor allem, wenn jede Haltungsform für sich behauptet, „artgerecht“ zu sein.

In diesem Beitrag bekommst du eine ehrliche und praxisnahe Übersicht über die häufigsten Haltungsformen für Pferde, mit dem Blick auf das, was wirklich zählt: die natürlichen Bedürfnisse deines Pferdes.

Am Ende findest du alle Haltungsformen noch einmal als praktische Übersicht zum Herunterladen.

Boxenhaltung

Die Boxenhaltung ist die klassische Form der Pferdehaltung. Dabei steht jedes Pferd einzeln in einer Box, manchmal mit einem kleinen Paddock, also einem extra Bereich draußen. Diesen Paddock kann man sich wie einen kleinen Balkon vorstellen, der an die Pferdebox anschließt.

Diese Haltung bringt einige Nachteile für ein Pferd mit sich. Die Pferde haben nur wenig Bewegung und kaum Sozialkontakt. Auch wenn sie täglich rauskommen, stehen sie oft wieder allein, zum Beispiel auf kleinen Einzelpaddocks. Für ein Tier, das in der Natur ständig in Bewegung ist und in einer Herde lebt, bedeutet das Stress. Viele Pferde langweilen sich, werden unausgeglichen oder entwickeln sogar Verhaltensstörungen wie Koppen oder Weben. (Lies hier weiter, wie Boxenhaltung Pferde krank machen kann.)

Ein Vorteil dieser Haltungsform ist, dass sich Fütterung und Gesundheitskontrolle relativ einfach umsetzen lassen. Auch bietet die Box Schutz vor starker Witterung wie Regen, Schnee oder Kälte. Doch das ändert nichts daran, dass die Pferde in ihrem natürlichen Verhalten stark eingeschränkt sind. Die tägliche Stallarbeit ist außerdem aufwendig, denn jedes Pferd muss einzeln gemistet, raus- und reingebracht werden.

Ich höre häufig solche Sätze wie: „Mein Pferd steht ja nur nachts in der Box.“ Das klingt erstmal besser als 24 Stunden in der Box. Aber schauen wir genau hin: Wenn dein Pferd morgens um 8 Uhr rauskommt und abends um 17 Uhr wieder reingeholt wird, sind das 9 Stunden draußen, aber 15 Stunden wieder in der Box. Das ist deutlich mehr als „nur die Nacht“ und für ein Herdentier einfach zu lange.

Für mich ist die Boxenhaltung keine Option. Auch nicht mit Paddock oder Weidegang. Sie widerspricht allem, was wir heute über die Grundbedürfnisse von Pferden wissen. Selbst wenn sie tierschutzrechtlich erlaubt ist, halte ich sie nicht mehr für zeitgemäß und schon gar nicht für pferdegerecht.

Gruppenhaltung im Offenstall & Laufstall

Bei der Offenstallhaltung, Gruppenhaltung oder im Laufstall leben Pferde gemeinsam in einem großen Auslauf mit ihrer Herde. Sie haben freien Zugang zu einem geschützten Bereich wie einem Stall oder Unterstand und können sich ansonsten frei bewegen. 

Häufig gibt es eine gemeinsame Futterstelle, Liegefläche und einen offenen Auslauf. Wie viel Bewegung möglich ist, hängt von der Gestaltung des Offenstalls ab. Oft besteht die Möglichkeit, angrenzend Koppeln im Sommer zu öffnen, zu denen die Pferde direkten Zugang haben.

Diese Haltungsform unterstützt viele natürliche Bedürfnisse von Pferden: Sie ermöglicht soziale Kontakte, selbstbestimmte Bewegung und vor allem das Leben im Herdenverband

Entscheidend für das Wohlbefinden ist jedoch das Stallmanagement. Wenn zum Beispiel zu wenig Fressplätze, trockene Flächen oder Rückzugsmöglichkeiten vorhanden sind, kann es zu Futterneid, Stress oder gesundheitlichen Problemen, wie Mauke oder Strahlfäule, durch dauerhaft feuchte Böden kommen. Damit das nicht passiert, erfahre hier alles über moderne Offenstallkonzepte.

Das ist auch der Grund, warum ich leider häufig höre: „Mein Pferd kam mit dem Offenstall gar nicht klar und steht jetzt wieder in der Box, dort kann es wenigstens in Ruhe fressen.“ Aus meiner Sicht liegt das Problem dann meist nicht an der Haltungsform, sondern an einer mangelhaften Umsetzung.

Ich mag Offenställe, wenn sie gut durchdacht sind. Die Pferde leben in der Gruppe, können sich frei bewegen und selbst entscheiden, wo sie sich gerade aufhalten wollen. Wenn die Grundbedürfnisse im Blick behalten werden, ausreichend Platz und Raufutter zur Verfügung steht, ist das für mich eine pferdegerechte Haltung.

Aktivstall oder Bewegungsstall

Der Aktivstall ist ein modernes Haltungskonzept, bei dem Pferde in der Gruppe leben und dazu motiviert werden, sich über den Tag verteilt mehr zu bewegen. Das gelingt, weil Futter, Wasser und Ruheplätze an verschiedenen Stellen im Stall verteilt sind. Die Pferde müssen also bestimmte Strecken zurücklegen, um an ihre Ressourcen zu kommen. So werden sie motiviert, auf natürliche Weise in Bewegung zu bleiben.

Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit zur individuellen Fütterung trotz Gruppenhaltung. Das funktioniert über Futterstationen, die mit Transpondern ausgestattet sind. Die Pferde können selbst entscheiden, wann sie fressen möchten und bekommen individuellen Zugang zu den Stationen. Was ich jedoch kritisch sehe: Viele Aktivställe nutzen dafür enge Futterboxen, in denen Pferde alleine stehen. Das entspricht nicht ihrem natürlichen Verhalten, denn Pferde fressen am liebsten gemeinsam. Erfahre mehr über gut geplante Aktivställe.

Ich höre oft den Satz: „Mein Pferd steht in einem modernen Aktivstall, da hat es doch alles, was es braucht.“ Doch wie pferdegerecht der Stall wirklich ist, zeigt sich erst im Alltag am Verhalten der Pferde und daran, ob sie wirklich entspannt und zufrieden wirken.

Ein gut geplanter Aktivstall kann eine tolle Sache sein. Er bietet Bewegung, Sozialkontakt und eine individuelle Fütterung. Die Pferde leben in der Gruppe und werden dazu animiert, sich zu bewegen. Was mir nicht gefällt, sind die nicht ganz ungefährlichen engen Kraftfutterboxen und die separaten Heustationen. Pferde fressen ihr Heu am liebsten gemeinsam und sollten dies nicht alleine tun müssen.

Paddock Trail – naturnahe Pferdehaltung

Der Paddock Trail, auch bekannt als Paddock Paradies* von Jaime Jackson, ist für mich die pferdegerechteste Haltungsform und ganz klar mein persönlicher Favorit. Das Konzept orientiert sich am natürlichen Verhalten von frei lebenden Pferden. Ein gut geplanter Rundweg mit Futterstellen, Wasser, Ruhezonen und Unterständen sorgt dafür, dass sich die Pferde freiwillig und regelmäßig bewegen. Sie legen dabei täglich mehrere Kilometer zurück, fressen gemeinsam, beobachten ihre Umgebung oder ziehen sich zurück, so wie es ihrer Natur entspricht.

Was den Paddock Trail besonders macht, ist seine Nähe zur Natur des Pferdes. Die Pferde leben in der Herde, haben viele Möglichkeiten zur Bewegung, und der gesamte Lebensraum ist so gestaltet, dass er zu ihren wirklichen Bedürfnissen passt und nicht zu dem, was für uns Menschen bequem wäre.

Typische Elemente sind:

  • Wege mit verschiedenen Bodenbelägen wie Sand, Kies, Holz oder Naturboden
  • Mehrere Futterstellen mit freiem Zugang
  • Ruhebereiche, die die Pferde selbst wählen
  • Bäume, Sträucher und Kräuter zum Knabbern

Je weiter Futter, Wasser und Liegeplätze voneinander entfernt liegen, desto mehr Bewegung entsteht.

In einem gut angelegten Paddock Trail bewegen sich die Pferde, wie es ihnen gefällt. Die naturnahe Umgebung fördert sowohl die körperliche als auch die mentale Auslastung. Die Tiere wirken zufriedener und ausgeglichener. Der Aufwand ist jedoch nicht zu unterschätzen. Die Planung muss gut durchdacht sein, es braucht ausreichend Fläche, und die Bodenverhältnisse sollten so gestaltet sein, dass es auch bei Regen trockene Bereiche gibt.

Was ich oft höre:
„Bei meinem Pferd funktioniert so ein Trail nicht, es frisst unkontrolliert und wird zu dick.“
Meine Erfahrung zeigt das Gegenteil. Seit unsere Pferde in einem Paddock Trail leben, haben sie abgenommen und ihr gesundes Idealgewicht erreicht. Die abwechslungsreiche Umgebung regt zur Bewegung an, ganz ohne ständige Energieaufnahme.

Der Paddock Trail ist aus meiner Sicht die durchdachteste Form naturnaher Pferdehaltung. Mit einer guten Planung, klarer Struktur, sinnvollem Futtermanagement und einer passenden Herde entsteht ein Lebensraum, der wirklich zu deinem Pferd passt.

Mein Fazit: Nicht jede Haltungsform, die für uns Menschen praktisch ist, erfüllt auch die Grundbedürfnisse eines Pferdes. Lade dir hier die übersichtliche Gegenüberstellung, in der du eine schnelle Übersicht der vier Haltungsformen findest und entscheide selbst, was dein Pferd braucht, damit es gesund und zufrieden leben kann.

Im nächsten Abschnitt kannst du noch einen Schritt weitergehen: Mit einem kurzen Selbstcheck findest du heraus, wie gut die aktuelle Haltung deines Pferdes wirklich zu seinen Bedürfnissen passt.

Selbstcheck: Ist die Haltung meines Pferdes wirklich pferdegerecht?

Du hast nun einen Überblick über die verschiedenen Haltungsformen und weißt, worauf es in einer pferdegerechten Haltung wirklich ankommt. Doch wie sieht es konkret bei deinem Pferd aus?

Mit dieser Checkliste kannst du die aktuelle Haltung deines Pferdes Schritt für Schritt überprüfen und herausfinden, ob seine grundlegenden Bedürfnisse erfüllt sind.

Frage dich also:

  • Kann sich dein Pferd jeden Tag frei bewegen, auch bei schlechtem Wetter?
  • Bekommt es rund um die Uhr gutes Heu und hat jederzeit frisches Wasser?
  • Hat es engen Kontakt zu anderen Pferden in einer stabilen Herde?
  • Gibt es sichere und ruhige Liegeplätze sowie Schutz vor Hitze, Regen und Wind?

Darf dein Pferd selbst entscheiden, wo es sich aufhält, zum Beispiel zwischen Fressen, Ruhen oder Bewegen?

Ausführliche Version als Download:

Hier findest du die ausführliche Checkliste als PDF, die dich dabei unterstützt die Haltung deines Pferdes zu reflektieren, mit dem Blick auf seine natürlichen Bedürfnisse. Zum Ausdrucken, Ankreuzen und Reflektieren.

Was passiert bei nicht-artgerechter Haltung?

Ich habe in meiner Arbeit als Pferdetrainerin viele Pferde gesehen, die nicht artgerecht gehalten wurden und unter den Folgen gelitten haben. Wenn ein Pferd dauerhaft in einer Umgebung lebt, die seinen natürlichen Bedürfnissen widerspricht, bleibt das nicht ohne Folgen, körperlich wie seelisch.

Typische Folgen fehlender pferdegerechter Haltung:

Werden die Grundbedürfnisse bei der Haltung nicht erfüllt, entwickeln Pferde eigenen Strategien, um den Mangel auszugleichen. Dies zeigt sich durch körperliche oder mentale Verhaltensauffälligkeiten:

Körperliche Symptome

  • Magen-Darm-Probleme:
    Häufig verursacht durch zu lange Fresspausen, dauerhaften Stress oder zu wenig Bewegung, mit Folgen wie Koliken oder Magengeschwüren.
  • Gelenkprobleme, Verspannungen, Muskelabbau:
    Entstehen bei Bewegungsmangel, einseitiger Belastung oder schlechten Bodenverhältnissen vor allem durch Matsch, Nässe oder Rutschgefahr.
  • Stoffwechselerkrankungen:
    Wie EMS (Equines Metabolisches Syndrom) oder Hufrehe oft eine Folge von falscher Fütterung, zu energiereicher Ernährung und Bewegungsmangel.
  • Atemwegserkrankungen:
    Gefördert durch staubige Luft, Ammoniakdämpfe oder mangelnde Belüftung, typische Probleme in geschlossenen Stallgassen oder bei schlechter Heuqualität.

Verhaltensauffälligkeiten

  • Stereotype Verhaltensweisen:
    Koppen, Weben oder das Wetzen der Zähne an Gitterstäben sind typische Stresssymptome und deuten auf fehlende Abwechslung oder Überforderung hin.
  • Dauerhafte Anspannung:
    Zeigt sich in Nervosität, Schreckhaftigkeit oder ständiger Wachsamkeit häufig die Folge von Isolation, Reizüberflutung oder mangelnder Bewegung.
  • Gestörte Sozialkompetenz:
    Pferde ohne stabile Herdenstruktur zeigen oft Rückzug oder übertriebenes Dominanzverhalten, ihnen fehlt sozialer Austausch unter Gleichgesinnten.
  • Innere Resignation:
    Apathie, Desinteresse und Rückzug sind stille Warnzeichen, oft übersehen, aber ein deutliches Signal für anhaltende Unterforderung oder Überforderung.

Zeigt dein Pferd über einen längeren Zeitraum körperliche Symptome oder auffälliges Verhalten, solltest du dir seine Haltung genauer anschauen.

Körperliche Symptome und Verhaltensauffälligkeiten im Überblick

Mein Rat: Bevor du im Training ansetzt, schau genau hin: Wie lebt dein Pferd? Wird es als Herdentier, Bewegungstier und Dauerfresser ernst genommen? Wenn nicht, kann das Training nur begrenzt wirken oder sogar scheitern.

Ich habe selbst schon Unterrichtsanfragen abgelehnt, wenn die Haltungsform des Pferdes nicht pferdegerecht war und keine Bereitschaft da war, daran etwas zu verändern. Denn: Kein Training, so fein oder professionell es auch ist, kann eine unpassende Pferdehaltung dauerhaft kompensieren.

Eine artgerechte Pferdehaltung ist daher keine Option, sondern die Grundlage für jede gesunde Entwicklung.

Fazit: Die beste Haltungsform ist die, die dein Pferd wählen würde

Ich weiß: In vielen Regionen ist die Auswahl an wirklich pferdegerechten Ställen begrenzt. Wer sein Pferd möglichst naturnah und artgerecht halten möchte, muss manchmal Kompromisse eingehen, bei der Fahrzeit, der Ausstattung oder dem eigenen Komfort.

Aber genau darum geht es: Bei der Wahl der Haltungsform sollte nicht im Vordergrund stehen, was für uns praktisch ist, sondern was dein Pferd wirklich braucht. Es liegt in unserer Verantwortung, eine Haltung zu finden, die den natürlichen Bedürfnissen des Pferdes möglichst gerecht wird, auch wenn das bedeutet, auf eine Reithalle zu verzichten oder längere Wege in Kauf zu nehmen.

Artgerechte Haltung heißt nicht, dass alles perfekt sein muss. Aber sie bedeutet, dass wir unsere Prioritäten überdenken und sie am Wohl des Pferdes ausrichten.

Es gibt nicht die eine „richtige“ Haltungsform. Aber es gibt eine, die dein Pferd wählen würde, wenn es könnte. Verstehe, was dein Pferd braucht und triff deine Entscheidung in seinem Sinne. Du wirst den Unterschied bemerken: Dein Pferd wird ausgeglichener und zufriedener.

Unsicher, ob die Haltung deines Pferdes wirklich passt?

Dann lass uns gemeinsam hinschauen. Im persönlichen Gespräch finden wir heraus, was dein Pferd braucht und wie du seine Haltung verbessern kannst.

FAQ – Häufige Fragen zur pferdegerechten Haltung

Ein Pferd, das seine Grundbedürfnisse nicht ausleben darf, ist mental und körperlich nicht in der Lage, Neues zu lernen oder eine echte Beziehung zum Menschen aufzubauen. Erst wenn ein Pferd artgerecht gehalten wird, mit ausreichend Bewegung, Sozialkontakt, Raufutter und Ruhe, ist es überhaupt aufnahmefähig für Training.

Die beste Haltungsform ist die, die dein Pferd wählen würde, wenn es könnte. Es gibt nicht die eine „perfekte“ Haltung, aber es gibt Haltungsformen, die den natürlichen Bedürfnissen deines Pferdes näherkommen als andere. Offenstall, Aktivstall oder Paddock Trail können je nach Umsetzung sehr pferdefreundlich sein.

Boxenhaltung kann dem Wesen des Pferdes nicht gerecht werden, weil Bewegung und Sozialkontakt stark eingeschränkt sind. Selbst mit täglichem Weidegang fehlt oft die Möglichkeit zur freien Interaktion. Laut Tierschutzgesetz ist sie zulässig aber aus Sicht der Pferdepsychologie nicht zeitgemäß.

Oft liegt es nicht an der Haltungsform, sondern an der Umsetzung: eine schlechte Herdenzusammensetzung, zu wenig Fressplätze oder fehlende Struktur führen zu Stress. Ein gut geplanter Offenstall mit stabiler Herde, klaren Funktionsbereichen und Rückzugsmöglichkeiten kann für die meisten Pferde funktionieren.

Zufriedene Pferde wirken ausgeglichen, zeigen Neugier, pflegen Sozialkontakte und haben ein ruhiges Fressverhalten. Fehlverhalten wie Koppen, Weben, Nervosität oder Apathie sind oft Warnsignale für eine nicht passende Haltung. Auch körperliche Symptome wie Koliken, Hufrehe oder Muskelabbau können auf Haltungsdefizite hinweisen.

Manchmal sind Kompromisse nötig z. B. eine längere Fahrzeit oder der Verzicht auf Komfort für den Menschen. Überlege, wo du Abstriche machen kannst, ohne die Grundbedürfnisse deines Pferdes zu vernachlässigen. Und: Informiere dich über Möglichkeiten, einen Stall selbst zu optimieren oder einen Platz in einer kleinen privaten Haltung zu finden.

In meinem Online-Programm, dem Pferde-Navigator, beschäftigen wir uns intensiv mit der Frage, welche Haltung zu deinem Pferd passt. Du lernst, wie du die Grundbedürfnisse erkennst, Haltungsformen beurteilst und im Alltag pferdegerecht umsetzt, unabhängig davon, wo du gerade stehst.

Möchtest du mehr über pferdegerechte Haltung wissen?

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