Pferdekrankheiten erkennen und richtig handeln!
Ein Leitfaden für besorgte PferdebesitzerInnen
Wenn du dir den Traum vom eigenen Pferd erfüllst, denkst du wahrscheinlich zuerst an Ausritte, gemeinsame Fortschritte im Training und viele glückliche Momente im Stall. Was oft erst später kommt: Die Erkenntnis, dass du für die Gesundheit deines Pferdes verantwortlich bist. Und plötzlich steht man vor Fragen wie: Warum hustet mein Pferd? Was hat es mit dieser „Hufrehe“ auf sich? Oder, ist das nur eine harmlose Verletzung? Wie kann ich Pferdekrankheiten erkennen und richtig handeln?
Ich weiß genau, wie sich das anfühlt. Als ich mein erstes eigenes Pferd bekommen habe, war ich schnell mit realen Herausforderungen konfrontiert: Erst leichter Husten, dann die Diagnose Equines Asthma. Später kamen Sehnenschäden dazu – und zuletzt eine Stoffwechselstörung meines Pferdes mit der Folge einer Laminitis, also Hufrehe.
Dieser Artikel soll dir Sicherheit geben, unnötige Sorgen bezüglich der Gesundheit deines Pferdes nehmen und dir helfen, frühzeitig die richtigen Schritte einzuleiten. Denn mit einem fundierten Wissen über die natürlichen Bedürfnisse deines Pferdes, möglichen Pferdekrankheiten, guter Beobachtung und den passenden Fachleuten an deiner Seite, kannst du dir und deinem Pferd viel Leid ersparen.
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Warum es so wichtig ist, Pferdekrankheiten zu kennen (aber nicht gleich in Panik zu verfallen)
Je mehr du über typische Pferdekrankheiten weißt, desto früher kannst du Symptome erkennen und gezielt handeln. Das bedeutet aber nicht, dass du hinter jedem Husten gleich ein Drama vermuten musst. Vielmehr geht es darum, mit wachem Blick, Ruhe und gesundem Menschenverstand zu reagieren.
📌Beispiel aus dem Alltag:
Du kommst in den Stall und hörst dein Pferd husten. Jetzt fragst du dich vielleicht:
„Mein Pferd hustet – was muss ich tun?“ Tritt der Husten nur gelegentlich auf, etwa beim ersten Antraben, oder zeigt dein Pferd weitere Symptome wie Nasenausfluss oder Atemnot? Solche Fragen kannst du nur beantworten, wenn du dein Pferd gut kennst – und weißt, was „normal“ für es ist.
Gezielte Beobachtung und Wissen helfen dir, die richtige Entscheidung zu treffen. Je mehr Wissen du dir in Bezug auf Pferdekrankheiten aneignetest, desto sicherer wirst du im Laufe der Zeit. Deshalb: Informiere dich, hole dir frühzeitig Unterstützung von Experten wie z.B. Tierarzt, Hufpfleger oder Osteopath – und lass dich nicht verrückt machen. Nicht jede Lahmheit ist ein Notfall – aber jedes Warnzeichen ist ein Hinweis.
Pferdekrankheiten vorbeugen statt behandeln – warum Haltung, Fütterung und Pferdewissen entscheidend sind
Unser Ziel sollte nicht sein, darauf zu warten, dass dein Pferd krank wird, um es dann zu behandeln.
Je mehr du über dein Pferd weißt – wie es gehalten werden sollte, welches Futter es wirklich braucht und wie du seine natürlichen Bedürfnisse erfüllst –, desto besser kannst du viele Erkrankungen von Anfang an vermeiden.
📌 Beispiele aus dem Alltag:
- Wenn ein Pferd 23 Stunden täglich in der Box steht, ohne frische Luft, Bewegung oder Sozialkontakt, ist z.B. eine Atemwegserkrankung wie Equines Asthma fast vorprogrammiert. Kommt es dann einmal auf die Weide, ist die Gefahr groß, dass es sich durch unkontrollierte Bewegung, um seinen Bewegungsdrang nachzugehen, verletzt. Mal davon abgesehen, dass sich bei dieser Haltung auch mentale Erkrankungen ergeben.
- Wird ein Pferd über längere Zeit falsch gefüttert – etwa mit zu viel Kraftfutter und zu wenig strukturiertem Raufutter –, kann das langfristig zu Stoffwechselstörungen führen. Im schlimmsten Fall endet das in einer schmerzhaften Hufrehe, die mit viel Leid und auch monatliche Kosten verbunden ist.
- Wird ein Pferd im Winterhalbjahr dauerhaft auf einem nassen, matschigen Paddock gehalten, entstehen schnell entzündete Hautstellen oder Strahlfäule. So kann sich z.B. Mauke entwickeln – eine schmerzhafte, oft langwierige Hauterkrankung, die durch Nässe, Schmutz und mangelnde Pflege begünstigt wird.
Die beste Medizin ...
… ist oft gar keine – sondern eine artgerechte Pferdehaltung, eine durchdachte Fütterung und das Handeln im Sinne der Natur des Pferdes. So kannst du viele Pferdekrankheiten vermeiden.
Die häufigsten Pferdekrankheiten im Überblick
Hier findest du eine Liste der gängigsten Erkrankungen, die im Alltag von Pferdebesitzer:innen auftreten können. Zu jeder Krankheit bekommst du Symptome, mögliche Ursachen und einfache Tipps zum Umgang.
Hufrehe (Laminitis)
Was ist Hufrehe?
Hufrehe ist eine Entzündung der Huflederhaut, was sehr schmerzhaft ist und im schlimmsten Fall zu einer Absenkung des Hufbeines führen kann.
Symptome: Lahmheit, warme Hufe, Entlastungshaltung
Ursachen: Stoffwechselstörungen wie z.B. das Equine Metabolische Syndrom (EMS), Cushing, Überfütterung (v. a. frisches Gras), Vergiftungen
Tipp: Sofort Tierarzt rufen, Bewegung zunächst einschränken
Info: Eine natürliche Haltung mit strukturierter Fütterung und gutem Weidemanagement kann Hufrehe wirksam vorbeugen.
Kolik beim Pferd
Was ist eine Kolik?
Kolik beschreibt Bauchschmerzen beim Pferd und ist ein tiermedizinischer Notfall mit vielen möglichen Ursachen.
Symptome: Unruhe, Wälzen, kein Kotabsatz, Scharren, Schwitzen, Flehmen
Ursachen: Fütterungsfehler, Stress, Parasiten
Tipp: Sofort Tierarzt rufen, Pferd bewegen, wenn möglich, wälzen lassen.
Mauke beim Pferd
Was ist Mauke?
Mauke ist eine entzündliche Hautveränderung in der Fesselbeuge, häufig verursacht durch Nässe oder schlechte Hygiene.
Symptome: Nässende Stellen, Krustenbildung, Schwellung
Ursachen: Feuchtigkeit, Grasmilben, mangelnde Hygiene
Tipp: Fesselbeugen trocken halten, sanft reinigen, ggf. Tierarzt hinzuziehen.
Hausmittel: Zinksalbe, Heilerde oder Schwarzkümmelöl können unterstützend wirken.
Ekzem / Sommerekzem
Was ist ein Sommerekzem?
Eine allergische Reaktion auf Insektenstiche, besonders durch Kriebelmücken, die starken Juckreiz verursacht.
Symptome: Juckreiz, Scheuern, kahle Stellen
Ursachen: Insekten, Allergien
Tipp: Ekzemerdecke nutzen, Mückenabwehr gezielt einsetzen und mückenfreie Unterstände zur Verfügung stellen.
Kotwasser & Durchfall beim Pferd
Was ist Kotwasser?
Kotwasser ist dünnflüssiger Kot, der oft parallel zu normalen Pferdeäpfeln abgesetzt wird – nicht zu verwechseln mit Durchfall.
Symptome: Dauerhaftes oder wiederkehrendes Kotwasser, Durchfall
Ursachen: Zu wenig Raufutter, schlechtes Futter, Darmentzündungen, Stress.
Tipp: Fütterung überprüfen, ausreichend Heu anbieten, Stressquellen identifizieren.
Equines Asthma (COB / RAO)
Was ist Equines Asthma?
Eine chronische Atemwegserkrankung, ausgelöst durch Umwelteinflüsse wie z.B. Staub, Pollen, aber auch Schimmelsporen oder Ammoniakdämpfe.
Symptome: Husten, Nasenausfluss, Atemnot
Ursachen: Schlechte Stallluft, Heustaub, Schimmel
Tipp: 24h frische Luft, viel Bewegung, Inhalation.
Sehnenschäden beim Pferd
Wie entstehen Sehnenschäden beim Pferd?
Verletzungen an z.B. Beugesehnen oder Fesselträger – oft durch Überlastung oder falsches Training.
Symptome: Lahmheit, Schwellung, Wärme
Ursachen: Überforderung, Fehlbelastung, schlechtes Aufwärmen
Tipp: Sofort schonen, kühlen, Tierarzt rufen, langsamer Trainingsaufbau.
Stoffwechselstörungen beim Pferd
Was sind Stoffwechselstörungen beim Pferd?
Störungen wie z.B. EMS können langfristig zu Hufrehe führen.
Symptome: Übergewicht, Trägheit, Rehe-Risiko
Ursachen: Hormonelle Dysbalancen, falsche Fütterung, zu wenig Bewegung
Tipp: Pferdegerechte Fütterung, viel Bewegung, tierärztliche Begleitung.
Typische Verletzungen bei Pferden
Was zählt zu typischen Verletzungen bei Pferden?
Offene Wunden, Abschürfungen oder Schnitte – meist durch Koppelunfälle, Rangeleien oder unkontrollierte Bewegungen
Symptome: Sichtbare Wunden, Blutungen, Lahmheit
Ursachen: Unfälle im Offenstall, schlecht durchdachte oder zu schnelle Integration in eine bestehende Herde, spitze Ecken oder Stolperfallen.
Tipp: Wunden reinigen, ggf. desinfizieren, Tierarzt bei tiefen oder stark blutenden Verletzungen rufen, langsame und gut durchdachte Integration neuer Pferde.
Vergiftungen beim Pferd
Was ist eine Vergiftung beim Pferd?
Aufnahme giftiger Pflanzen oder verdorbenen Futters kann zu akuten Symptomen führen.
Symptome: Kolik, Durchfall, Schaum vorm Maul
Ursachen: Giftpflanzen, verdorbenes Futter, chemische Stoffe
Tipp: Sofort Tierarzt alarmieren, Futterquelle überprüfen und sichern.
Nicht bei der jeder Pferdekrankheit musst du sofort einen Tierarzt holen. Beobachte bitte genau und wäge ab – aber warte nicht zu lange. Wenn Symptome anhalten, immer wieder kehren oder sich verschlimmern und du unsicher bist, hol‘ dir sofort tierärztlichen oder fachlichen Rat.
Übersicht Pferdekrankheiten
Lade dir hier eine Übersicht über die 10 häufigsten Pferdekrankheiten kostenlos und ohne Anmeldung herunter.
Was du selbst tun kannst, wenn dein Pferd krank ist: Erste Hilfe & sinnvolle Vorbeugung
Auch wenn du kein Tierarzt bist, kannst du vieles tun, um deinem Pferd im Krankheitsfall schnell zu helfen – oder Krankheiten sogar zu vermeiden. Hier sind sieben einfache, aber wirkungsvolle Maßnahmen für deinen Stallalltag:
- Stallapotheke richtig bestücken
Sorge dafür, dass du im Notfall alle wichtigen Utensilien griffbereit hast: Fieberthermometer, Desinfektionsmittel, Verbandsmaterial, Einweghandschuhe, etc. - Notfallkontakte im Handy speichern – sichtbar & schnell auffindbar
In Stressmomenten sucht man oft eine gefühlte Ewigkeit nach der richtigen Nummer. Speichere Tierarzt oder Pferdeklinik unter einem eindeutigen Namen ein, den du auch in Schrecksituationen sofort findest z.B. “Tierarzt”, “Klinik”, “Pferd-SOS”. - Weiterbilden im Bezug auf Pferdegesundheit!
Besuche Erste-Hilfe-Kurse für Pferde, Fütterungsseminare oder Fortbildungen über Lahmheit, Anatomie und Pferdegesundheit – Wissen gibt dir Sicherheit. - Notfallkarte im Stall hinterlegen
Erstelle eine Karte mit deinen Kontaktdaten, Notfallnummern, Infos zum Pferd (z. B. Allergien, Medikamente). Lege sie in deinen Spind oder befestige sie sichtbar im Stall. 👉 Hier kannst du dir ein Beispiel meiner Notfallkarte als PDF herunterladen, ausdrucken, ausfüllen und im Stall aufhängen. - Tägliche Verhaltens- und Gesundheitskontrolle der Herde
Behalte jedes Pferd im Blick – nicht nur dein eigenes. Je früher du Veränderungen bemerkst, desto besser.
👉 Lade dir hier meine Checkliste inkl. der Vitalwerte als PDF herunter, zum Ausdrucken und im Stall aufhängen. - Sprich mit deinen StallkollegInnen
Wenn du unsicher bist: Frag nach. Oft sieht jemand anderes etwas, das du übersehen hast – vier Augen sehen mehr als zwei. - ExpertInnen frühzeitig einbinden
Warte nicht zu lange – kontaktiere Tierärzte, Tierklinik, Pferdeosteopathie, Pferdeheilpraktiker oder Hufschmied/-pfleger lieber einmal zu früh als zu spät.
Fazit: Je mehr du weißt, desto entspannter bleibst du im Ernstfall
Pferdekrankheiten müssen dir keine Angst machen – aber sie verdienen deine Aufmerksamkeit. Mit dem nötigen Wissen, guter Alltagsbeobachtung und einem verlässlichen Netzwerk aus Pferdefachleuten kannst du dein Pferd sicher durch viele Gesundheitsfragen begleiten.
Ich bin keine Expertin für Pferdekrankheiten oder Pferdegesundheit. Aber durch meine eigenen Pferde und die vielen Pferde meiner Kundinnen bin ich täglich mit gesundheitlichen Fragen konfrontiert – und ich weiß, wie emotional dieses Thema ist. Gerade wenn Unsicherheit oder Sorge um das Pferd im Spiel sind, wird manchmal aus Angst heraus falsch gehandelt: Man gibt unnötig Geld für beworbene Futtermittel aus, folgt fragwürdigen Empfehlungen sogenannter Experten oder verliert sich in den zehn unterschiedlichen Meinungen aus dem Stall.
Der Grund, warum ich diesen Artikel geschrieben habe:
Ich möchte dir diese Unsicherheit nehmen – und dir stattdessen Sicherheit und Orientierung in Bezug auf Pferdekrankheiten an die Hand geben. Ich möchte dich dazu inspirieren, dich mit dem Thema Pferdegesundheit intensiver zu beschäftigen – nicht erst, wenn es akut wird. Denn: Je mehr du weißt, desto souveräner kannst du handeln – und desto mehr kannst du im Vorfeld vermeiden.
Wenn du dich weiterbilden möchtest, kann ich dir folgende ExpertInnen ans Herz legen:
- Kernkompetenz Pferd – Wissen rund um Pferdegesundheit und Pferdekrankheiten
- Team-HUF – Kompetenz rund um den Pferdehuf und Hufrehe
- Röhm unabhängige Futterberatung – Fachwissen rund um die optimale Pferdefütterung
Mein Tipp:
Pferdeverhalten besser verstehen mit dem Pferde-Navigator
Unruhe, Gähnen oder ein veränderter Blick – viele Signale deines Pferdes sind Hinweise, die man lesen lernen kann. Im Pferde-Navigator lernst du u.a., wie du typische Verhaltensweisen erkennst, Veränderungen richtig deutest und auch subtile Schmerzzeichen wie das sogenannte Schmerzgesicht wahrnimmst.
FAQ – Häufige Fragen zu Pferdekrankheiten
Wie erkenne ich, dass mein Pferd krank ist?
Unruhe, verändertes Fressverhalten, Lahmheit oder ein gespannter Gesichtsausdruck sind typische Frühzeichen. Achte auf subtile Veränderungen – sie sagen oft mehr als eindeutige Symptome.
Wann sollte ich bei Kolik den Tierarzt rufen?
Sofort! Kolik kann harmlos sein – oder lebensbedrohlich. Je früher du handelst, desto besser. Typische Warnzeichen: Wälzen, Scharren, Unruhe, kein Kotabsatz.
Wie kann ich Hufrehe beim Pferd vermeiden?
Durch angepasste Fütterung, gute Weideplanung, viel Bewegung und regelmäßige Stoffwechselkontrollen. Vorsicht bei Übergewicht und plötzlichem Weidezugang!
Ist Kotwasser eine Pferdekrankheit oder nur ein Sympton?
Kotwasser ist meist ein Symptom – oft verursacht durch Stress, Futterumstellung oder Darmprobleme. Eine genaue Ursachenanalyse ist wichtig, bevor du behandelst.
Was hilft bei Sommerekzemen wirklich?
Eine Kombination aus Insektenabwehr, guter Haltung (z. B. windoffene Plätze), Ekzemerdecke und pferdefreundlicher Hautpflege. Die Ursachen sind oft individuell – Beobachtung hilft!
Wie erkenne ich, ob mein Pferd Schmerzen hat?
Typische Hinweise darauf, dass ein Pferd Schmerzen hat, sind angespannte Mimik („Schmerzgesicht“), Gähnen, Rückzug oder aggressives Verhalten. Im Pferde-Navigator lernst du, diese feinen Signale zu lesen und richtig zu deuten.
Muss ich jedes Mal den Tierarzt rufen?
Nicht bei jedem Huster – aber immer bei anhaltenden Symptomen, Lahmheit, Verdacht auf Kolik oder Fieber. Im Zweifel: lieber einmal zu viel als zu wenig!
Wie kann ich Pferdekrankheiten vorbeugen?
Tägliche Gesundheitskontrolle, individuelle Fütterung, gute Haltung, regelmäßige Check-ups mit Fachleuten (z. B. HufpflegerIn, TierärztIn) – und dein geschulter Blick als PferdebesitzerIn.